Werner Zangerle – Nucleus

Pao Records 10670/2007

“Nucleus: Something regarded as a basis for future development and growth.”

“Nucleus” ist das Resultat beständigen Komponierens und Konzertierens für und mit dem Quartett “Werner Zangerle 4”.

Besetzung:

Werner Zangerle: Tenorsaxophon
Matthias Löscher: Gitarre
Bernd Satzinger: Kontrabass
Peter Kronreif: Schlagzeug

Stücke:

Diesig – Supersize – Opacity – Zustand* – Nucleus – Fuchs und Henne* – Insomnia – Näpfchengut – Geisterreiter* – Beaufort
Kompositionen von Werner Zangerle
Außer * von Peter Kronreif, Matthias Löscher, Bernd Satzinger und Werner Zangerle

Text von Walter Müller

Der heißeste Tag des Jahres, heißer geht’s nicht. Aber ich verzieh mich nicht ins Wasser, mich bringt nichts und niemand aus dem Haus. Ich hocke seit Stunden vor meinem PC-Monitor und schau hitzigbunten Visualisierungs-Gebilden zu, die bizarre Lichtertänze abliefern, im Rhythmus dieser Jazznummern, die „Näpfchengut“ heißen oder „Opacity“ oder „Beaufort“. Die Wirbel und Strahlen und Nebel aus dem Computer-Zufallsprogramm flackern auf dem Bildschirm auf und zucken und zerfließen, während Saxophon und Gitarre eine brillante Tonlinie nach der anderen skizzieren und Bass und Schlagzeug im Untergrund reiben und schaben, nach allen Regeln der Kunst.

„Diesig“, „Supersize“, „Opacity“, „Insomnia“ usw. – bis „Beaufort“ ganz am Schluss. Dann wieder von vorne. Den Ventilator hab ich abgeschaltet. Ich lass mir diese unglaublich schönen Melodien, die dichten Akkorde, diese ziselierten und doch so knackenden Bassläufe und die subtil pochenden Schlagwerk-Rhythmen durch kein elektrisches Gebläse verwehen, und wenn ich verglühen sollte. Fast 40 Grad soll es draußen haben. So what! Die Musik reguliert meine Lebenstemperatur.

„Opacity“, „Näpfchengut“ – wer denkt sich sowas aus? Werner Zangerle zum Beispiel. Die Musik und die Titel. „Opacity“ = „Undurchdringlichkeit“. In einem Roman von Vladimir Nabokov („Einladung zur Enthauptung“) wird ein Mensch zum Tode verurteilt – weshalb? Tja, wegen seiner „Opacity“, weil er komplex und widersprüchlich ist, und kein Mitläufer sondern ein Einzelgänger. Jazzmusiker sind Einzelgänger, die mit anderen Einzelgängern mögliche Formen des Miteinander ausprobieren. Auf der Suche nach Wahrhaftigkeit. Zangerle und Löscher und Satzinger und Kronreif: 4 Einzelgänger, ein spannendes Quartett!

„Näpfchengut“. Dazu muss man was sagen. Auch dieses Wort hat Werner Zangerle aus einem Buch gepflückt – „Buntschatten und Fledermäuse“ von Axel Brauns. Der ist Autist und Schriftsteller, auch so ein Außenseiter, einer, der die Welt eine Spur anders wahrnimmt als die anderen. Und eine eigene Sprache erfunden hat: „Wolkencreme“ und „Dummbart“ und „näpfchengut“ und so. „Näpfchengut“ heißt: ziemlich gut. Ein Gratwanderer wie die Jazzer. Immer zwischen strengen Regeln und absoluter Freiheit unterwegs, Dur und Moll, Gleichklang und Ausbruch ohne Rücksicht auf Verluste. Drei Nummern gibt’s auf der CD, da haben sich die Vier im Studio vor die Mikrophone gestellt und losgelegt, einfach so, spontane Miniaturen. Willkommenes Gewitterglück an schweineheißen Tagen.

Und dann swingt zu guter Letzt diese „Beaufort“-Nummer los! Beaufort ist ein französischer Käse, klar. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere geht so: Dieser W. Zangerle hat sich mit dem alten Jazz-Standard „Beautiful Love“ gespielt, hat zuerst der alten Melodie neue Akkorde verpasst und dann über die neuen Akkorde eine neue Melodie fantasiert. Jetzt ist alles ganz neu, nur das „beau“ von „beau-tiful love“ ist geblieben. Und das tänzelt und swingt, dass der Schärdinger Rauchkäse (über Buchenholz geräuchert), den ich mir aufs Brot gelegt habe, nach den Almwiesen in Savoyen schmeckt und der Zweigelt nach dem Beaujolet.

Bin echt gespannt auf den kältesten Tag des Jahres, Minus 40 Grad oder so. Weiß schon heute, wer mir dann einheizen wird!

Walter Müller

Design

Fotographie, Design und Layout: Anna Zangerle

gefördert von:

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“Nucleus: Something regarded as a basis for future development and growth.”

“Nucleus” is the result of ongoing composing and gig-playing for and with the Quartet “Werner Zangerle 4”.

Musicians:

Werner Zangerle: Tenor Saxophone
Matthias Löscher: Guitar
Bernd Satzinger: Doublebass
Peter Kronreif: Drums

Tunes:

Diesig – Supersize – Opacity – Zustand* – Nucleus – Fuchs und Henne* – Insomnia – Näpfchengut – Geisterreiter* – Beaufort
Compositions by Werner Zangerle
Except * by Peter Kronreif, Matthias Löscher, Bernd Satzinger and Werner Zangerle

Text by Walter Müller

I just don’t feel like translating this Text. Sorry.

Der heißeste Tag des Jahres, heißer geht’s nicht. Aber ich verzieh mich nicht ins Wasser, mich bringt nichts und niemand aus dem Haus. Ich hocke seit Stunden vor meinem PC-Monitor und schau hitzigbunten Visualisierungs-Gebilden zu, die bizarre Lichtertänze abliefern, im Rhythmus dieser Jazznummern, die „Näpfchengut“ heißen oder „Opacity“ oder „Beaufort“. Die Wirbel und Strahlen und Nebel aus dem Computer-Zufallsprogramm flackern auf dem Bildschirm auf und zucken und zerfließen, während Saxophon und Gitarre eine brillante Tonlinie nach der anderen skizzieren und Bass und Schlagzeug im Untergrund reiben und schaben, nach allen Regeln der Kunst.

„Diesig“, „Supersize“, „Opacity“, „Insomnia“ usw. – bis „Beaufort“ ganz am Schluss. Dann wieder von vorne. Den Ventilator hab ich abgeschaltet. Ich lass mir diese unglaublich schönen Melodien, die dichten Akkorde, diese ziselierten und doch so knackenden Bassläufe und die subtil pochenden Schlagwerk-Rhythmen durch kein elektrisches Gebläse verwehen, und wenn ich verglühen sollte. Fast 40 Grad soll es draußen haben. So what! Die Musik reguliert meine Lebenstemperatur.

„Opacity“, „Näpfchengut“ – wer denkt sich sowas aus? Werner Zangerle zum Beispiel. Die Musik und die Titel. „Opacity“ = „Undurchdringlichkeit“. In einem Roman von Vladimir Nabokov („Einladung zur Enthauptung“) wird ein Mensch zum Tode verurteilt – weshalb? Tja, wegen seiner „Opacity“, weil er komplex und widersprüchlich ist, und kein Mitläufer sondern ein Einzelgänger. Jazzmusiker sind Einzelgänger, die mit anderen Einzelgängern mögliche Formen des Miteinander ausprobieren. Auf der Suche nach Wahrhaftigkeit. Zangerle und Löscher und Satzinger und Kronreif: 4 Einzelgänger, ein spannendes Quartett!

„Näpfchengut“. Dazu muss man was sagen. Auch dieses Wort hat Werner Zangerle aus einem Buch gepflückt – „Buntschatten und Fledermäuse“ von Axel Brauns. Der ist Autist und Schriftsteller, auch so ein Außenseiter, einer, der die Welt eine Spur anders wahrnimmt als die anderen. Und eine eigene Sprache erfunden hat: „Wolkencreme“ und „Dummbart“ und „näpfchengut“ und so. „Näpfchengut“ heißt: ziemlich gut. Ein Gratwanderer wie die Jazzer. Immer zwischen strengen Regeln und absoluter Freiheit unterwegs, Dur und Moll, Gleichklang und Ausbruch ohne Rücksicht auf Verluste. Drei Nummern gibt’s auf der CD, da haben sich die Vier im Studio vor die Mikrophone gestellt und losgelegt, einfach so, spontane Miniaturen. Willkommenes Gewitterglück an schweineheißen Tagen.

Und dann swingt zu guter Letzt diese „Beaufort“-Nummer los! Beaufort ist ein französischer Käse, klar. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere geht so: Dieser W. Zangerle hat sich mit dem alten Jazz-Standard „Beautiful Love“ gespielt, hat zuerst der alten Melodie neue Akkorde verpasst und dann über die neuen Akkorde eine neue Melodie fantasiert. Jetzt ist alles ganz neu, nur das „beau“ von „beau-tiful love“ ist geblieben. Und das tänzelt und swingt, dass der Schärdinger Rauchkäse (über Buchenholz geräuchert), den ich mir aufs Brot gelegt habe, nach den Almwiesen in Savoyen schmeckt und der Zweigelt nach dem Beaujolet.

Bin echt gespannt auf den kältesten Tag des Jahres, Minus 40 Grad oder so. Weiß schon heute, wer mir dann einheizen wird!

Walter Müller

Design

Photography, Design and Layout: Anna Zangerle

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